Um die
wichtigste Frage ein für allemal vorweg zu nehmen und aus dem Weg
zu räumen.
Dave:
Nein, es ist keine Reunion in der Form
mit den Van Halens mehr geplant. Es gibt auch keine weiteren Tracks
mehr, die wir miteinander eingespielt haben. Okay, ich habe mit ihnen
vor längerer Zeit noch mal ein paar Songs im Studio eingespielt, -
wirklich gute Stücke. Aber sogar bei dieser Arbeit haben wir uns kaum
gesehen. Nun, - wir können uns halt noch immer und nach wie vor nicht
besonders riechen. Es gab damals eine Scheidung wie zwischen einem
Ehepaar, dass sich im Laufe der Jahre in die Haare geraten war.
Scheidungen sind bekanntlich alles andere als angenehm. Und Du bist nur
so groß wie die kleinen Dinge, die dich ärgern. Wenn ich mich zurück
erinnere, so bin ich definitiv stolz auf das was wir damals miteinander
gemacht haben, und ich bereue keine einzige Minute davon. Die Zukunft
ist weiterhin offen, und ich sage niemals nie – wieder. Ich bin mir
durchaus bewusst, dass dieses Thema eines der am heißesten diskutierten
im Business war und noch immer ist; und dass die Gerüchteküche nach
wie vor brodelt. Sollte es eines Tages doch noch wirklich so weit
kommen, dann bin ich bestimmt der letzte, der überrascht wäre. Lasst
uns nur hoffen, dass wir dann immer noch halbwegs appetitlich aussehen
und den notwendigen Drive in uns haben. Wie schon erwähnt, ich bin der
erste, der wieder mit von der Partie ist, sollte es jemals dazu kommen.
Und Ihr werdet es als erstes erfahren. Aber derzeit ist nichts
dergleichen im Gespräch - rein gar nichts!“
Van Halen
1984 - Monsters of Rock Nürnberg
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Ich erinnere mich noch gut,
als ich Diamond Dave und Eddy Van Halen anno 1984 beim Monsters of
Rock Festival gegenüber saß, und sie mir gemeinsam von einer
(noch) rosigen Zukunft vorschwärmten. „Jump“ stürmte gerade
die internationalen Hitparaden, und der Ruhmeshimmel hing voller
Geigen – oder sollte ich besser sagen – voller Gitarren, was
die Karriere von Van Halen anging. Dass es zu jener Zeit schon
heftig kriselte intern, ließen mich weder Dave noch Eddy damals
spüren. Von diesem Rendevouz ausgehend, dauerte es noch exakt
zwei Jahre, dann war die Liason zwischen den beiden Fronten
beendet.
Dabei hatte alles so vielversprechend
begonnen in den frühen Siebzigern. |
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Genauer definiert war
es 1974 als die Van Halen Brüder zusammen mit David Lee Roth und
Michael Anthony ihre Formation „Mammoth“ aus der Taufe
hoben.Der etwas platte Name wurde alsbald gegen Van Halen
vertauscht, da man rechtliche Probleme mit einer Gruppe gleichen
Namens bekam.
Entdeckt von
keinem Geringeren als Gene Simmons von Kiss, avancierten Van Halen
alsbald zur Kultband, bei welcher Diamond Dave, wie gern genannt wurde
und immer noch wird, stets den Mittelpunkt darstellte.
1985 veröffentlichte David Lee Roth sein erstes Soloalbum „Crazy From
The Heat“ heraus. Diese Scheibe brachte das Fass an Frustration im Van
Halen Camp gänzlich zum überlaufen. Roth verließ die Band, holte sich
Bassist Billy Sheehan und Gitarrist Steve Vai an Bord und schmiss 1986
den Megaseller „Eat ‚Em And Smile“ auf den Markt. Dieses Album
verkaufte sich über 2 Millionen mal und etablierte Dave als
erfolgreichen Solokünstler. 1988 folgte „Skyscraper“, das nicht
mehr ganz den Level des Vorgängers erzielte. Zu jenem Zeitpunkt saß
ich Mr. Roth zum zweiten Mal gegenüber. Und der Mann strahlte eine
Zuversicht aus, die nur noch auf Besseres hoffen lassen konnte. Sheehan
und Vai hatten inzwischen die Band wieder verlassen, um anderweitige
Projekte zu verfolgen. Aber Stehaufmännchen leben bekanntlich länger
und Klein-David bastelte 1991 an „ A Little Ain’t Enough“. Und bei
einem dritten Date meinerseits, mit dem schönen Mann, manifestierte der
Meister abermals seine Meinung bezüglich einer Van Halen
Wiedervereinigung. Seitdem ist er nur unwesentlich von diesen Statements
vor 14 Jahren abgewichen. Man sollte zur Vervollständigung noch das DLR
Album „Your Filthy Little Mouth“ von 1994 erwähnen, eine Best
of.... CD die drei Jahre später folgte und die Single „Look At The
People Here Tonight“ aus dem Jahr 2000. Anschließend nahmen die
Touraktivitäten wieder dramatisch zu in den Staaten. Das Resultat war
eine Live-DVD.
Und last but not least.....
natürlich sein neuestes Werk, das sich schlicht und ergreifend einfach
nur „Diamond Dave“ nennt und im vergangenen Jahr das Licht der Welt
erblickte.
Inzwischen ist es relativ ruhig
geworden um den einstigen glänzenden Rockstar. Dave setzt sich vermehrt für
soziale Projekte ein, und die Musik ist etwas in den Hintergrund getreten.
Vom einstigen Glammer ist nicht mehr so viel übrig geblieben, zumindest
was den visuellen Aspekt angeht. Aber seine Einstellung hat sich noch
immer nicht geändert, und sollte er wieder eine Konzertbühne besteigen,
dann wird es wieder eine Mischung aus Rockkonzert, Las Vegas Show und
einer riesigen Party sein. Als ich ihn damit konfrontierte, meinte
Dave:
„Well, so sollte Rock’n’Roll auch sein. Sieh dir einfach mal die
Fans an bei meinen Konzerten. Sie sind überdreht, aufgeputscht, schweben
drei Fuß über dem Boden wie nach einem Car Crash mit viel Blechschaden.
Und genauso sollst du dich fühlen wenn du ein Rockkonzert besuchst. –
Ob das jetzt meines oder irgendein anderes ist“.
Ich frage mich natürlich, wer ist David Lee
Roth heute? Hat er sich wirklich so verändert im Laufe der Jahre –
psychisch wie auch physisch?
Dave: „nein,
er ist nach wie vor dreidimensional genau wie du. Er weint, er ist
ernsthaft glücklich, er flucht und er jammert. Die meisten Musiker, seien
wir mal ehrlich, gaukeln ein Zeichentrick-Image vor. Manche geben vor, die
unglücklichen Jungs zu sein, die sich vor lauter Depressivität am
liebsten gleich auf der Bühne die Kugel geben würden. Die anderen
interpretieren ihr Image als Party-Animals, zupfen snobistisch arrogant
auf ihrer Gitarre herum und markieren ihre Überheblichkeit. Sie sind
niemals glücklich und niemals traurig, aber sozialbewusst. Ich denke mal,
ich bin eine gesunde Mischung aus allem oder auch gar nichts. So wie ich
bin, das ist David Lee Roth. Und das ist genau richtig. Das ist David Lee
Roth“.
Mit seinen 50 Jahren ist der Strahlemann in einer extrem guten Verfassung
aber erscheint nicht mehr als ganz so schillernden Silhouette wie einst.
Dave:
„ ich klettere seit ich bei den Pfadfindern war, und ich trainiere seit
36 Jahren Kung Fu. Eigentlich bin ich in jeder Sportart fit, aber in
keiner wirklich gut. Ich liebe die eHerau
Herausforderung – hey lass uns Wettkämpfer sein, nicht nur Teilnehmer
am Leben. Entweder bist du her das Opfer oder du bist das Raubtier.
Ehrlich gestanden, bin ich lieber das letztere. Meine momentane Kondition
betreffend kann ich nur bestätigen, dass mich meine dünnen Chickenlegs
noch immer verlässlich durch die Welt tragen. Und dabei habe ich auch
gerade noch die Kraft und Bewegungsfreiheit zusätzlich eine Gitarre in
der Hand zu halten. Ich denke allerdings nie über so was nach. Es
geschieht spontan, so wie das meiste im Leben.“
Gab es bis zum heutigen Tag so etwas wie
einen absoluten Höhepunkt im turbulenten Leben eines David Lee Roth?
Dave: „Klar,
gab’s den! Mein Höhepunkt war der Moment, als ich feststellen musste,
dass ich mich zu einem proffessionellem Waiter (Warter in dem Fall)
entwickelt hatte. – I wait for the Bus, I wait for the airoplane, ...
ich warte um auf die Bühne gehen zu können, und ich warte auf das, was
als nächstes passiert. Die meisten Musiker im Business bemerken diesen
Zustand gar nicht. Aber wenn du zu dieser Einsicht gekommen bist, dann
hast du den absoluten Zen erreicht.“
Da man in letzter Zeit nicht allzu viel von
Mr.Roth gehört hat, fragt man sich natürlich, wie es um die gegenwärtige
Popularität in Amerika steht. Und die ist, man höre und staune, nach wie
vor ungebrochen hoch. Wenigstens kann Dave noch selbstständig zum Kiosk
um die Ecke gehen und sich seine Tageszeitung selbst besorgen.
Dave:
„Sicher kann ich das. Ich bin doch nicht Michael Jackson, der im
Verkehrsstau aus dem Rücksitz seiner Limousine kriecht, bekleidet in
Spandexhosen, mit eingewachstem Haar und Mundschutz und dann schreit:
‚Hey Mann, ich habe keine Privatsphäre mehr!’. Ich setze meine
Baseballcap auf, ziehe meine Lieblingsjeans an und marschiere los. Da ist
ein Weg to talk, und da ist ein Weg to walk. Es gibt immer eine Lösung,
das Aufsehen zu umgehen, nämlich es zu erforschen. Und das steckt auch in
meiner Musik.“
Selbstverständlich ist auch Daves Meinung
zur gegenwärtigen Situation am Musikmarkt gefragt.
Dave:
„Die momentane Musik ist wie ein malayisches Kid, das mit einem
buddhistischen Mönch auf dem Rücken eines Kamels reitet. (???) – Das
außerdem eine spanische Tracht trägt, um dann in eine katholische Kirche
zu gehen, in der eine Orgie gefeiert wird, zu den Klängen von Beethovens
5ter Symphonie. Das Ganze vermischt mit Hip Hop – wenn du verstehst was
ich meine. (Anm. na ja – so in etwa aber nicht ganz) Es gibt keine
straighten Linien mehr. Es vermischt sich alles zusehends zu einem
Multi-Kulti-Brei, was aber nicht unbedingt ein Nachteil sein muss. Daraus
können sich durchaus wieder neue Richtlinien entwickeln. Ich habe sehr
viel von Elvis und Jimi Hendrix gelernt. Und ich versuche einfach diese
Erfahrung weiter zu geben.“
Und was wird David als nächstes unternehmen?
Dave:
„jeder fragt mich das: Fans, Plattenfirmen, die Medien und Business
People. Mein Kopf steckt nach wie vor voller Ideen, die sich konstant
weiter entwickeln in meinem Oberstübchen. Ich nenne es selbst: ‚Davids
nie enden wollende Grillparty’. Irgendwann ist der Braten schon gar, und
dann lade ich euch alle ein mit zu schnabulieren.
David Lee Roth, - der Egozentriker, das Sexsymbol, der Fitness-Freak, das
Stehaufmännchen und der Chaot. Er kann mit jeder Bezeichnung leben, nur
nicht mit der eines Perfektionisten. Den mag er gar nicht.
Dave: „Sag
mir was Perfektion ist. Ich bezweifle, dass es im Rock’n’Roll so etwas
wie Perfektionismus überhaupt gibt. Ich meine, - hey, - wie sehen deine
Lieblingsjeans aus? – Meine haben ein großes Loch am Hintern und zwei Löcher
an den Knien. – Ist das perfekt? – Nein, aber es ist absolut
goldrichtig –
Right!!!!!!“
David Lee Roth 2005
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(ca. 12 Min. Länge - via WMP ) |
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