Pic: Pierre Emile Bertona

   
                      The TONY LEVIN Band
           
                        Welcome to Germany
                            
ein neues Kapitel,
                            eine neue Scheibe
                           & eine neue Resonanz

           on tour in Europa vom 28. April - 17.Mai 2006
                             


Ist diese Europa Tour und das neue Album so etwas wie ein neues Kapitel in der History der Tony Levin Band?

“Es ist wirklich eine Art Sieg für mich, dass ich es endlich mit meiner Band geschafft habe, nach Europa zu kommen. Wir touren jetzt schon so viele Jahre , aber es hat bis heute gedauert, um meine Musiker nach Deutschland zu bringen. Wir waren im vergangenen Oktober schon in Italien für ein paar Stints, weil die Auftritte mit Peter Gabriel davor, dort so ein Erfolg, speziell für mich, waren. – Und ja, auch die Sologigs fanden dann ein großes Echo. Und nun haben wir es endlich geschafft noch  mehr Länder zu buchen.
Meine neue ‚Resonator’ CD ist außerdem eine Riesenschritt in eine Richtung, die ich mit all meinen vorhergehenden Alben nicht gemacht habe. Und es gab schon so einige Platten. Dieses Mal singe ich zusätzlich zu den Instrumental - Stücken bei einigen Tracks. Ich habe ziemlich hart an den Texten gearbeitet für diese Rocksongs. Denn das sind sie diesmal wirklich.  Und ich habe nicht einfach nur ein paar oberflächliche Worte auf die Musik platziert. Noch ist das Album nicht draußen, und ich bin mir nicht ganz sicher, wie die Leute, speziell, die, die mich von früher kennen, reagieren werden. Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass King Crimson - und Peter Gabriel Fans die Überraschung, die ich parat habe, gut gefällt.


Wie lange gibt’s die Tony Levin Band jetzt. Und hat sich das Line-up jemals geändert. Wer gehört denn nun aller dazu?

“Vor ca. 5 Jahren, ich weiß es nicht mehr ganz genau, fingen wir als erstes an als ‚The Tony Levin Band’ zu touren. Das Band Line up ist immer noch dasselbe als zu Beginn. Nur ist dieses Mal, und auch auf dem neuen Album, mein Bruder Pete Levin mit dabei am Piano und an der Orgel. Pete hat in der Vergangenheit mit Annie Lennox, Paul Simon und Jazzgrößen wie Gil Evans gespielt. Jerry Marotta unser Schlagzeuger, den kennt man auch als Drummer von Peter Gabriel und er   spielte auch noch mit einigen anderen Künstlern. Er singt sogar bei ein paar Stücken. Jerry ist wirklich gut. Er wird live dann ein paar Gabriel- und sogar Genesis Tracks zum Besten geben, die wir schon auf der Gabriel Tour gespielt haben. Nur statt Peter, singt er das diesmal alles. Larry Fast ist ebenfalls aus der Gabriel Band, aber auch von Nectar, und er hat seine eigenen Synergy Scheiben. An der Gitarre ist dann schließlich und endlich noch Jesse Gress, der eigentlich der Todd Rundgren Band angehört.
Wir sind alle sehr gute Freunde mit sehr viel Erfahrung aus der jahrelangen Zusammenarbeit. Ihr werdet dann schon merken, wie viel Spaß wir live on stage bei der Sache haben, während wir hoffentlich doch auch sehr gute Musik für unser Publikum spielen.“




Du hast bislang drei Studioalben aufgenommen, eine Live CD und eine Art Best of... Scheibe. Nun kommt das vierte reine Studiowerk. Eine andere Richtung – bedeutet das auch ein komplett anderer Stil.  Und wann kommt das Teil bei uns heraus?

“Ich hoffe doch, dass die CD über EMI-Deutschland noch im April vor unserem Eintreffen erscheint. Der Titel der Platte ist ‚Resonator’, und es wird, trotz anderer Richtung immer noch nach mir klingen, da ich nach wie vor in meinem Stil schreibe. Aber es liegt diesmal sehr viel Humor in der Musik. Zum Beispiel gibt es eine Heavy Metal Version von Katschaturians ‚Säbeltanz’, und einen Song, wo mein Hund mit bellt.
Er heißt ‚Throw The God A Bone’. Und in einem Stück geht’s über das Heimkehren vom Mars. Auch die Balladen ‚Utopia’ und ‚Fragile As A Song’, sind glaube ich, etwas besonderes. ‚Fragile’ habe ich geschrieben aus einer Erfahrung heraus, die ich mit Peter Gabriel gemacht habe, als wir einmal in Atlanta zusammen mit zwei Affen im Studio gejammt haben. Die beiden Viecher haben wirklich mitgemacht. Es war unglaublich.“

Hattest Du diese Stücke für das neue Album schon länger im Kasten, oder erst kurz vor den Aufnahmearbeiten geschrieben?

“An den Texten habe ich, wie gesagt, jahrelang geschrieben, an der Musik nur etwa ein Jahr. Ich habe diesmal auch wesentlich länger gebraucht mit den Aufnahmen als sonst, weil ich es noch perfekter hinkriegen wollte. Diese Musik hat es einfach verdient.“




Hast Du selbst einen persönlichen Lieblingssong auf dem neuen Teil?

“Es ist immer sehr hart, einen Song heraus zu suchen, weil sie einem alle nahe stehen. Und man verliert dadurch die Objektivität. Wahrscheinlich wäre das Stück, dass ich mir aussuchen würde, genau das, dass kein anderer wählte. Es ist sehr eigenartig. Ich mag das Ding, weil es wahrscheinlich so experimentell ist. ‚Crisis Of Faith’ ist ein Chor der sich aus 12 Stimmen zusammensetzt, die eigentlich nur meine eigene ist. Und trotz des Textes wird alles von einem wilden Drumsolo übertönt. Und wenn das wieder abebbt, dann geh ich mit einem wüsten Cello Solo rein. Und das Ganze über all diese Chorstimmen gelegt. Das ist es – nur Stimmen, Schlagzeug und ein Cello.“


Gab es noch andere Gründe, zum Beispiel Touraktivitäten, die Deine Solo Projekte so lange verzögert haben?

“Nun, der Hauptgrund war, wie ich schon sagte, die Komplexität der Musik, und dass ich fühlte, ich müsse es richtig machen. Aber das Leben besteht nicht nur aus Musik. Mein Vater starb vor 16 Monaten. Und ich habe meine Mutter zu mir geholt, nicht im selben Haus, aber sie wohnt in einem Domizil gegenüber, auf der anderen Straßenseite. Und ich wurde von da an, so was wie ihr persönlicher Altenpfleger. In anderen Worten, ich konnte nur an meiner Musik arbeiten, wenn ich nicht gerade bei ihr war und sie gepflegt habe. Ich hätte die CD fast ‚Bingo With Betty’ genannt, weil Betty, ihre Nachbarin, sie immer an Donnerstagen abholt, um Bingo spielen zu gehen (zwei 90jährige in einem Auto!) Und ich konnte genau an diesen Donnerstagen immer viel mehr arbeiten als an anderen Tagen.“

Wird das Live Set jetzt hauptsächlich Material vom neuen Album enthalten, oder ist die Show mehr nach dem Motto – Best of... aufgebaut?

“Ich mag die goldene Mitte. Shows die viel neues Zeug enthält, bekannte Klänge und auch Überraschungen. Ich jamme auch ab und zu sehr gerne. Aber diesmal ist soviel Neues dabei, das ich mit einbeziehen möchte, mit so vielen Optionen, dass wahrscheinlich nicht viel Zeit für experimentelle Ausbrüche sein wird. Also spielen wir einiges aus dem neuen Album, ältere Stücke, ein paar Gabriel Songs, und ein bisschen Crimson. Vielleicht beginnen wir das Set mit einem sogenannten Barbershop Quartet. Das ist etwas lustiges, und Larry gibt ein Synergy Teil zum Besten. Vielleicht lassen wir auch ein wenig Hendrix oder Zeppelin mit einfließen. So kann man sich ungefähr vorstellen, wie der Gig sein wird. Aber die Hauptsache ist, dass die Leute sehen, dass dort oben Musiker stehen, die mit Freude musizieren, und die eine gemeinsame History verbindet in dem was sie tun.“

Wirst Du auch den berühmten Chapman Stick hervor holen? Und welchen Bass spielst Du? Diese Frage ist vor allem für all unsere Musiker und Fachleute unter den Lesern.

“Ja klar kommt der Stick zum Einsatz bei einigen Stücken, die einem dann auch bekannt vorkommen werden. Dann spiele ich noch einen Melodic Bass und das NS Electric Cello und natürlich meinen guten alten 5 Saiten Music Man. Obwohl, auf dieser Tour benütze ich auch oft den neuen 4 Saiten Stealth Bongo, ebenfalls von Music Man.“

Du hast mit so vielen bekannten Musikern zusammen gearbeitet, und bist mit Peter Gabriel auf Welttournee gewesen, und das nicht nur einmal. Bitte versuche, eine kurze Retrospektive zu ziehen.

“Autsch, das ist hart! Um’s kurz zu machen, die bekanntesten Alben, auf denen ich mitgespielt habe, waren Platten von John Lennon, Pink Floyd, James Taylor, Paul Simon, Alice Cooper und Lou Reed oder eben Peter Gabriel. Und ich war auf Tournee mit King Crimson, Seal, Peter Gabriel und vielen anderen. Und dafür bin ich sehr dankbar.“

Du bist jetzt schon so oft hier in Europa gewesen – on tour, jetzt kommst Du auch mit der eigenen Band. Macht die Live Action für Dich hierzulande einen großen Unterschied zum touren in den Vereinigten Staaten ?

„Nun, es macht sehr viel Spaß in Europa zu touren. Die Entfernungen zwischen den Auftrittsorten sind viel geringer, und das Publikum ist so unterschiedlich von Land zu Land. Man bekommt in Europa so viel mehr Echo und Entgegenkommen. Und seien wir mal ehrlich, - Das Essen und der Kaffee ist um Welten besser als in Amerika.“

Konzentrierst Du Dich jetzt vorerst ausschließlich auf Deine Solokarriere. Oder gibt es bereits schon wieder Pläne für eine Tätigkeit mit anderen Künstlern?

“Nein, bei King Crimson tut sich rein gar nichts. Aber das kann sich jeden Moment ändern. Und Peter Gabriel hat auch noch keine weiteren Pläne verlautbaren lassen. Also konzentriere ich mich vorerst auf die Tony Levin Band und versuche unsere Musik sovielen Leuten wie möglich schmackhaft zu machen.“

Gibt es einen musikalischen Traum, den Du bisher noch nicht verwirklicht hast? Beziehungsweise gibt es einen Musiker, mit dem Du noch nicht zusammen gearbeitet hast, aber Du es noch möchtest?

“Ich habe früher immer gesagt – ‚David Bowie’. Aber dann hatte ich die Chance bei einem seiner Stücke den Bass einzuspielen. Also fällt das flach. Aber klar, es gibt noch so viele großartige Musiker, mit denen ich gerne zusammen spielen würde. Meine erste Wahl ist, wenn das noch möglich wäre, und ich ein bisschen träumen darf, - Jimi Hendrix.“

Gibt es sonst noch anderweitige Zukunftspläne nach dieser Europa-Tour?

“Nur, dass wir anschließend zurück fliegen in die USA und noch viele weitere Shows spielen.“

Was denkst Du bezüglich der momentanen  internationalen Musiklandschaft?

Ich denke, es wird mehr denn je gute Musik produziert. Das Problem ist hauptsächlich, dass man auch die notwendige Aufmerksamkeit damit erzielt. Aber für mich ist in erster Linie immer noch die Musik das allerwichtigste und nicht das Business. Somit ist es eine gute Zeit für die Musik.
Abgesehen davon herrscht eine ungemein - unsichere politische Situation in meinem Land. Und so etwas ruft oft spezielle Bewegungen hervor und reflektiert dann sehr oft auf die Künstlergemeinde ab. Ich spreche da in eigener Sache. Es waren die Ereignisse  und komplexen Situationen in Amerika so um 1999, als diese anfingen mich wesentlich zu beeinflussen. Ich fing an zu schreiben, weil ich das Gefühl hatte, ich konnte all das, was mich beschäftigte, nicht mehr mit reiner Instrumentalmusik ausdrücken.“


Und wie sieht Dein Wunsch für die Zukunft aus?


Ich wünsche mir, dass all diese Konflikte und Missverständnisse zwischen den Menschen auf dieser Welt verschwinden würden. Ich habe das Glück, dass ich die Chance erhielt rund um den Globus Musik zu spielen, und mich mit anderen Musikern auf der Bühne verständigen konnte. Das sind Künstler, die nicht einmal die selbe Sprache sprechen. Aber die gemeinsame Musik spricht sie und erreicht auch die Menschen, die nur zuhören. Und es wird allen bewusst, dass man etwas miteinander teilt. Es ist sehr wichtig, dass man das weiß und sich auch immer wieder daran erinnert, besonders wenn uns die verbale Sprache durch Streit und Differenzen fertig macht.
Ich für meinen Teil  werde mich auch in  Zukunft auf das Wunder Musik konzentrieren und meinen Fokus darauf setzen. Und ich hoffe, dass diejenigen, die mit mir diese Leidenschaft teilen sich so aus der Dunkelheit heraus katapultieren.


ebl / musicmirror

Die komplette Story über Tony Levin findet  Ihr in der  Stories Section -
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